#Pfalzwandern: Maler Max Slevogt von Landschaftsschönheit fasziniert

Von Monika Schleicher

Als Jugendlicher verliebte sich der aus Niederbayern stammende Max Slevogt, einer der bekanntesten deutschen Impressionisten, in die Pfälzerin Antonie („Nini“) Finkler, heiratete sie 1898. Seine Liebe zur Schönheit der pfälzischen Landschaft entdeckte er in den Folgejahren. Und hielt sie in leuchtenden Farben fest.
Das Hofgut Neukastel seiner Schwiegereltern (nach ihm später „Slevogthof“ benannt) übernahm der Künstler 1914, baute es zu seinem Sommersitz aus, erweiterte das Gebäude und schuf eine Bibliothek samt Musiksaal. Die neuen Räume gestaltete er mit Wandmalereien aus. (Ausführlich beschrieben in unserer Reihe „Auf facettenreichen Pfaden durch das pfälzische Rebenmeer“).
Max Slevogt verstarb 1932 und wurde auf dem Familienfriedhof im Kastanienwald nahe dem Hofgut beigesetzt.

Die Gemeinde Leinsweiler ehrte ihren ehemaligen, prominenten Bürger anlässlich seines 150. Geburtstages im Jahre 2018 unter anderem mit der Einrichtung des Slevogt-Wanderweges, der in seinem Wahlheimatort und in dessen Umgebung zu den Schaffensplätzen des Künstlers, darunter zahlreiche Aussichtspunkte, führt. Im Verlauf unserer heutigen Rundwanderung wollen auch wir uns auf die Spuren Max Slevogts begeben.

Wir starten auf dem Wanderparkplatz Ahlmühle unterhalb der Burg Trifels, folgen zunächst der Markierung Rundwanderweg Nr. 13 moderat bergauf, bis wir auf einen breiten Forstweg stoßen. Hier halten wir uns rechts, wandern auf dem bequemen Weg ohne Markierung weiter. Nach wenigen Minuten erkennen wir auf der linken Seite oben ein pilzförmiges Felsengebilde, den Förlenbergfels, besser bekannt als „Slevogtfels“. Kurz darauf zweigt ein schmaler Pfad nach links ab, eine groß angelegte Serpentine führt uns rasch zum Felsen hinauf. Von der Aussichtsplattform (Vorsicht, nicht gesichert!) eröffnet sich ein atemberaubender Panoramablick auf die Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg (Münz), dahinter die Kammlinien des südlichen Pfälzerwaldes. Nur zu gut verstehen wir, dass Max Slevogt gerne hier oben weilte und – wie wir nun auch – Ruhe und die Schönheit der Landschaft genoss. Eine in den Stein gemeißelte Inschrift erinnert an den bedeutenden Impressionisten.
Wir wandern auf dem gleichen Weg zurück, folgen nun wieder der Markierung Nr. 13, bis wir erneut auf einen breiten Forstweg stoßen. Zum zweiten Mal verlassen wir den Rundweg, halten uns erneut rechts. Bald darauf entdecken wir an einem Baum das Logo des Slevogt-Wanderweges – ein Selbstportrait des Malers – und erreichen nach wenigen Minuten dessen Station Nr. 9. Hier – wie an insgesamt zwölf Stationen des Rundweges – zeigt eine Tafel ein Werk des Künstlers.
Zum authentischen Ort seiner Entstehung, dem Slevogtfelsen, führt von hier ein schmaler, steiler Pfad abwärts. Wir haben uns heute für die bequemere Variante zu Beginn der Wanderung entschieden, nahmen zu diesem Zweck gerne das Hin und Zurück in Kauf!
Wir setzen unsere Tour auf dem Slevogt-Wanderweg fort, der bald schmaler wird und uns wieder bergauf führt.

Förlenberg und Wettereck
Über den lang gestreckten Rücken des 533 Meter hohen Förlenberges gelangen wir zu einem Startplatz für Gleitschirmflieger. Jetzt wird es Zeit für eine erste Rast. Jedoch nicht nur, weil uns Durstgefühle plagen, sondern auch der herrlichen Aussicht wegen. Tief unten im Tal liegt – umgeben von Weinbergen – das „Seligmacherdorf“ Ranschbach (nach der berühmten Weinlage Seligmacher benannt), etwas weiter links ist der Winzerort Birkweiler zu erkennen, dahinter breitet sich – im Dunst gelegen – die Rheinebene aus.
In südöstlicher Richtung ist die Ruine Neukastel, die wir heute noch besuchen werden, zu sehen.
Beeindruckt und gestärkt verlassen wir den Aussichtspunkt und wandern den gleichen Weg über den Förlenberg noch einmal zurück. Den ersten Hinweis auf den Wanderweg Nr. 13 lassen wir „rechts“ liegen, denn dieser führt abwärts und zurück zum Wanderparkplatz. An der Wegkreuzung, die wir bereits beim Anstieg passiert haben, halten wir uns rechts, folgen nun wieder der vertrauten 13, die uns zunächst moderat, dann relativ steil abwärts zum 475 Meter hoch gelegenen Wettereck führt, der Station Nr. 7 des Slevogt-Wanderweges, den wir nun wieder erreicht haben. Aus gutem Grund präsentiert die Infotafel vor Ort ein Ölgemälde des Wahlpfälzers aus dem Jahre 1921, das den Trifels darstellt. Der Ausblick vom Wettereck auf die Reichsfeste, die benachbarten Burgen und die Stadt Annweiler ist geradezu berauschend! Die Rastbank, auf der wir uns niederlassen, wird zur Königsloge, die Aussicht zum Genuss!
Auf bequemem Wanderweg geht es im Anschluss bergab, mit schöner Sicht auf den Hohenberg (552 Meter), mit seinem neu errichteten Aussichtsturm. (Ausführlich beschrieben in unserer Reihe „Gipfel, Türme, Panoramablicke“) Nach etwa 15 Minuten haben wir die Wegspinne Förläcker, auch Hexentanzplatz genannt, erreicht.
Überlieferungen zufolge sollen in der Zeit der Hexenverfolgungen (1450 bis 1750) zahlreiche Örtlichkeiten in Europa als Hexen- oder Teufelstanzplatz bezeichnet worden sein. Angeblich sollen sich die Angeklagten in den Hexenprozessen dort zu geheimen Versammlungen getroffen haben. Mitunter genügte aber auch die mystische Ausstrahlung eines Ortes und menschliche Fantasie, um diesen als „Hexentanzplatz“ zu bezeichnen.
Von hier aus sind es nur noch etwa 800 Meter bis zum nächsten Etappenziel, der Ruine Neukastel.

Einst Reichsburg, heute beliebter Aussichtspunkt
Die Burgruine befindet sich in Spornlage auf einem 240 Meter hoch gelegenen Ausläufer des Förlenberges über der Weinbaugemeinde Leinsweiler.
Der Zeitpunkt ihrer Erbauung ist nicht bekannt. Ein Geschlecht „von Neukastel“ ist bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen, ebenso der Status der Burg als Reichsburg, den sie für fast 300 Jahre innehatte.
Wie die meisten Burgen in der Region wechselte auch Neukastel mehrmals den Besitzer, wurde auch verpfändet. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Anlage geplündert und zerstört, nach Kriegsende wiederhergestellt. Pläne zum Ausbau der Burg zur Residenz scheiterten wiederholt, zuletzt am Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges.
Über die Zerstörung der Anlage während dessen Verlaufes ist nichts überliefert. Nach Kriegsende war jedoch nur noch ein Gebäude übriggeblieben. Endgültig zerstört wurde Neukastel im Oktober 1680 durch französische Truppen. (Quelle: Jürgen Keddigkeit, Pfälzisches Burgenlexikon, Band III).
Erhalten ist bis heute im Bereich der Unterburg ein in den Felsen gearbeiteter Keller mit spitzbogigem Eingang.
Das Felsplateau, auf dem sich einst die Bauten der Oberburg erhoben, erreichen wir über eine steile Metallstiege. Faszinierend ist der Panoramablick von hier oben. Richtung Süden, unmittelbar unter uns, erhebt sich der romantisierende, weiße Turm, der zum Gebäudekomplex des Slevogthofes gehört. Unten im Tal gruppieren sich die Häuser von Leinsweiler um die Martinskirche. Richtung Süden, auf dem südlichen Ausläufer des Rothenberges, ragt die Ruine Madenburg über dem Dörfchen Eschbach in den blauen Himmel, südöstlich erhebt sich die „Kleine Kalmit“, weiter südlich markieren Pappeln und Schwarzerlen den Verlauf des Klingbachs. Jenseits der Rheinebene sind die Kammlinien des Nordschwarzwaldes zu erkennen.
In Nordöstlicher Richtung fällt der Blick auf die Winzerdörfer Ranschbach, Birkweiler, Siebeldingen und – weiter links – Albersweiler. Wir gönnen uns hier oben eine kurze Pause und einen Schluck aus der Wasserflasche.
Unsere Wanderung führt nun ein Stück des Weges zurück, bis zu der Abzweigung, die uns zum Slevogthof und nach Leinsweiler hinunterführt. Bald darauf passieren wir das denkmalgeschützte Anwesen, das zurzeit wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Auf den Infotafeln vor Ort kann man Max Slevogts Vita studieren, sich über den Verlauf des Slevogt-Wanderweges informieren und ein Bild des Künstlers bestaunen, auf dem die Weinlese dargestellt ist.
Nun geht es zügig abwärts in den Wein- und Erholungsort Leinsweiler, der mit historischem Rathaus, Dorfbrunnen, gepflegten Fachwerkhäusern und romantischen Winzerhöfen aufwartet.
Nach einem Rundgang und einer längeren Pause wandern wir, nunmehr der Markierung „Pfälzer Weinsteig“ folgend, wieder zurück zum Hexentanzplatz und schließlich zu unserem Ausgangspunkt, dem Wanderparkplatz Ahlmühle.